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PORTALS OPENING – Malerei & Zeichnungen
Musik von Ursina: Sonntag, 15. April 2018 – offen ab 15h, Musik ab 17 Uhr
Finissage mit Betrieb: Donnerstag, 26. April, ab 18 Uhr
Ausstellung vom 6. bis 26. April 2018
Michael Flückiger präsentiert im Kiosk Tabak eine Auswahl von Arbeiten die alle im Laufe der letzten zwei Jahre entstanden sind: Zeichnungen und Malereien, die auf den ersten Blick in ihrem Minimalismus und ihrer Kühle ebenso bestechend wie auch verwirrend sind. Sich anhand von Linie und Fläche im Bildraum zu bewegen, anhand von Flächen, Kanten und Farbwahl Räumlichkeit erzeugen – diese Befragung des Verhältnisses von innerbildlichen Realitäten ist in Flückigers Arbeiten bestimmend. Die selbstauferlegte Reduktion zeugt gleichzeitig von einer konzentrierten Recherche über grundlegende Fragen zur Bildlichkeit, nach abstraktem Vokabular und dreidimensionaler Wirkung, nach der Wechselwirkungen von Auge und Hand. Sowohl die Zeichnungen (feiner Tuschestift auf Papier) als auch die Malereien (Öl auf ungrundierter Sperrholzplatte) basieren auf kompositionell vielfältigen Skizzen, die in grosser Menge und rascher Folge, ähnlich wie Fingerübungen eines Musikers, entstehen. Der Übersetzungsvorgang dieser «Handlungsanweisungen» gestaltet sich dann den medialen Parametern entsprechend unterschiedlich. Bei den Zeichnungen markiert der Aufsetzpunkt, die von diesem Punkt aus gezogene erste Linie und die nachfolgende Orientierung auf dem Blatt den kritischen Moment. Bei der Malerei hingegen muss viel mehr von einem Ansetzen und Vorantasten gesprochen werden, da Flückiger die Kanten der Farbflächen mit einem Japanmesser direkt in den Bildträger ritzt. Das Holz leistet Widerstand, die Hand mit der Klinge folgt der Maserung, versucht sich ihr zu widersetzen und trotzdem in einem ruhigen Fluss zu bleiben.
Was sich nach einem eher trockenen, stark kontrollierten Entstehungsprozess anhört, mündet dann in Arbeiten, denen jeweils eine spezifische Beweglichkeit zueigen ist. So weisen sowohl die Zeichnungen als auch die Malereien explizite Kippmomente auf: Eine linear entwickelte Form schlägt ins Objekthafte um das sich seinerseits nochmals um die eigene Achse zu drehen scheint. Beziehungsweise fahren flächenbasierte Raumelemente durchs Bild und evozieren immer wieder – je nach Betrachtungsstandpunkt – neue Architekturen, wie Bühnen- oder Filmarchitekturen oder alte Paternoster-Aufzüge. Und an manchen Stellen, an denen die Ritzlinien diagonal durchs Bild führen manifestiert sich ein Bewegungsimpuls, der die angrenzenden Farbflächen in Richtung Realraum zu katapultieren scheint.
Die im Titel bereits anklingende zeitliche Dimension korrespondiert mit wesentlichen Kennzeichen der aktuellen Arbeiten von Michael Flückiger, die unter ihrer «glatten», scheinbar perfekten Oberfläche ein vielfältiges Angebot bereithalten: die Augen wandern zu lassen, sich in die Bildtiefe hineinziehen zu lassen, darin auf Ab- und Umwege zu geraten, zu verweilen und wieder aufs Neue auf Entdeckungsreise zu gehen.
Irene Müller, April 2018
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