Schumachers KIOSK TABAK:

Regula Michell mit MOVING ORNAMENTS im Kiosk Tabak vom 20.11.-13.12.2014

KIOSK TABAK:Copyright Regula Michell, 2014

Bewegung durch das Ornament


Beitrag aus glarus.ch von Tina Wintle zur Ausstellung im Güterschuppen in Glarus vom 13. - 28.9.14

Seit ihrer Kindheit ist Regula Michell von Mustern fasziniert und inspiriert. 2010 hat sie ihre Suche nach den Spuren der Ornamente zu den Wurzeln des Ornaments begonnen. Eine Reise, die auch von Schwanden nach Istanbul und wieder zurück nach Glarus führte, wo sie nun ihre Moving Ornaments präsentiert.

Von Tina Wintle

«Wer ich bin?», wiederholt Regula Michell sinnigerweise. Sie sei eine an Zusammenhängen und Hintergründen interessierte Forscherin und Macherin - in der Kunst wie auch im Leben. Eine Macherin, neugierig, mit einer Hand fürs Genaue und immer schon vielseitig interessiert.

«Muster müssen bewegt sein»
In den 1970er-Jahren machte Regula Michell eine Lehre als Chemielaborantin. «Chemie ist spannend, sie hat viel mit dem Leben und mit Mustern zu tun», blickt sie zurück. Wahrend dieser Zeit wurde ihr klar, dass alles Leben und auch alles Statische (nur scheinbar tot) ein Muster hat. «Das Menschsein, jedes Verhalten ist einem Muster unterworfen.» Fasziniert war sie vom visuellen Aspekt des Musters und es wurde ihr bald klar, dass sie sich über ihren Beruf hinaus weiterentwickeln wollte. Auf dem zweiten Bildungsweg absolvierte sie einen Vorkurs an der damaligen Schule für Gestaltung und Kunst Zurich und schloss mit dem Diplom als Werklehrerin ab. Schon wahrend des Studiums interessierte sie sich für reproduktive Gestaltungstechniken wie Fotografien, manuelle Drucktechniken und Experimente mit Kopierapparaten. Mit Hunderten von Fotografien komponierte sie Ornamente und merkte, dass diese Muster nicht statisch bleiben durften. «Muster müssen für mich bewegt sein», so ihr damaliges Fazit. Bei der darauffolgenden Entwicklung ihres eigenen künstlerischen Ausdrucks wählte sie das Video als Medium. Damit lassen sich statische Muster in Bewegung bringen.

Eine Reise lang auf der Suche
2013 gönnte sie sich eine Auszeit von ihrer heutigen Tätigkeit als Erwachsenenbildnerin und machte sich auf die Reise. Ihr Weg führte ins Wirtschaftsarchiv nach Schwanden, wo sie die Ornamente der Glarner Tuchgeschichte studierte. Bei den vielen Geschichten, die sie über die Glarner Muster las und horte, fiel ihr auf, dass diese regelrecht in der Welt umherwanderten. Glarner Pioniere, die sich im Orient und anderswo auf der Welt Musterideen holten, sie ins Glarnerland brachten, um dann die fertigen Produkte wieder an Kunden auf der ganzen Welt zu verkaufen. Es wurde klar, dass sie selber diese Reise zu den Ursprüngen der Ornamente machen musste. Ihr Weg führte über Wien nach Istanbul in ein «Artist-In-Residence»-Programm. Inspiriert von den alten Ornamenten auf Kacheln, an Wanden, Fassaden und Säulen, fand sie unzählige alltägliche Muster auf den bunten Markten Istanbuls. «Im Vergleich zu den traditionellen Ornamenten, die an Gegenstande gebunden und statisch sind, sind meine frei, sie bestehen aus Licht und können uüberallhin projiziert werden.»

Rund und stimmig
«Was ich in Glarus zeige, sind erste Resultate meiner Recherchen in Istanbul. Ausgangslage für diesen «remix Istanbul 2014» sind Videos der Alltagsornamente auf den Markten der Stadt. Die gesammelten Muster hat sie am Computer, mit viel mathematischem Hintergrundwissen, zu Kompositionen verschmolzen, die einmalige und sich stets verändernde Ornamente zeigen. Entstanden sind wunderschöne Lichtobjekte, Lichtspiele, die an Kaleidoskope erinnern. Einige der Lichtbilder hat sie bei der Mitlödi Textildruck zu unikaten Seiden-Foulards anfertigen lassen, die an der Ausstellung verkauft werden. Da sie selber Wurzeln in Netstal hat, schliesst sich für sie mit dieser Ausstellung der Kreis der Spurensuche. «Es ist rund und stimmig, ich bin zufrieden mit meiner Arbeit.» Die Glarner seien innovativ, früher wie heute, die Bergkulisse sei anders als in Zurich, wo sie normalerweise ausstelle. «Der Ausstellungsort hier im Güterschuppen hat einen prägenden Charakter. Ich konnte nicht einfach kommen und meine Werke hinhängen. Der Raum fordert einen Dialog mit der Architektur.» Sie freue sich auf die Ausstellung und sei gespannt auf das Echo der Glarner Besucherinnen und Besucher auf ihre «Moving Ornaments».

Die Seidenfoulards sind im Kiosk Tabak auch ausgestellt und stehen zum Verkauf.


Kiosk Tabak 20.11.2014